Am 27. August geht die Schule in Niedersachsen wieder los. Für viele Schülerinnen und Schüler heißt es nach den Sommerferien normalerweise: ab auf Klassenfahrt – und zwar in die Jugendherberge. Allein bei uns im Landkreis gibt es mit der Jugendherberge Goslar, Hahnenklee und Torfhaus drei Jugendherbergen. Dieses Jahr ist vieles anders. Schulreisen sind nur begrenzt möglich, Klassenfahrten fallen wahrscheinlich bis Mitte 2021 aus und das treibt auch die Jugendherbergen in finanzielle Schwierigkeiten.
Wir haben uns deshalb mit dem Geschäftsführer des Landesverbandes Hannover des Deutschen Jugendherbergswerks Norbert Dettmar über die Lage unserer Jugendherbergen unterhalten. Das Deutsche Jugendherbergswerk ist ein gemeinnütziger Verein, dem auch die Jugendherbergen im Raum Goslar angehören. Gemeinnützige Vereine dürfen keine finanziellen Rücklagen anhäufen. Das macht sie leider besonders anfällig für Krisen. „Ohne Unterstützung ist es fraglich, ob die Jugendherbergen bis zum Jahr 2021 überleben“, sagt Norbert Dettmar. Eine staatliche Förderung zur Rettung der Jugendherbergen ist daher unabdingbar.
Von den bisherigen Sofortmaßnahmen konnten die Jugendherbergen nicht profitieren. Jedoch war die Einführung der Kurzarbeit unter dem Arbeitsminister Hubertus Heil (SPD) eine massive Entlastung, die Arbeitsplätze gerettet hat. Ohne die Kurzarbeit müssten sich Jugendherbergen von lieb gewonnen und kompetenten Mitarbeitern trennen. Norbert Dettmar hofft deshalb auf eine Fortsetzung des Kurzarbeitergeldes über den März 2021 hinaus.
Um weitere finanzielle Engpässe abzufangen, möchte das Land Niedersachsen in Form eines Rettungsschirms gemeinnützigen Einrichtungen zu Hilfe kommen. Dazu gehören Jugendherbergen, Jugendbildungsstätten und Familienbildungsstätten. Für diesen Bereich stellt das Land 28,9 Millionen Euro bereit. Antragsberechtigt sind Träger, die sich am 31.12.2019 nicht in wirtschaftlichen Schwierigkeiten befunden haben. Weitere Informationen zur Antragsstellung gibt es auf der Internetseite des Niedersächsischen Landesamts für Soziales, Jugend und Familie. „Der Wille zu helfen, um bestehende Strukturen zu erhalten, ist erkennbar“, meint Dettmar und hofft, dass die Hilfen den Jugendherbergen durch diesen „harten Winter“ helfen. Eine möglichst niedrigere bürokratische Hürde als bei den bisherigen Förderungen wünscht sich dabei das Deutsche Jugendherbergswerk.
Trotz der Krise lohne sich auch ein Blick auf die zukünftigen Herausforderungen der Region nach Corona. „Der Oberharz ist im Kommen“, ist sich Norbert Dettmar sicher. Wandern und Mountainbiken sollen dabei nicht die einzigen Attraktionen im Harz bleiben. Denn die Menschen wollen Angebote, mit denen sie sich amüsieren können. Der Baumwipfelpfad in Bad Harzburg sowie die Baumschwebebahn seien ein gutes Beispiel dafür, wie der Oberharz auch junge Familien und Abenteuersuchende anziehen könne, so Dettmar. Das touristische Angebot müsse vielfältiger werden, ohne den typischen Charme des Oberharzes zu verlieren. Wir als Region Goslar sind dabei auf dem richtigen Weg.